Etwa 750 m nordöstlich des durch Seilbahnstation und Sendeanlage verbauten Gipfelplateaus befindet sich der 1423 m hohe Ostgipfel des Berges, der sogenannte Schöcklkopf. Konkrete Spuren römischer Nutzung fanden sich bislang konzentriert im Bereich des Ostgipfels, wobei drei Stellen durch Grabungen näher untersucht wurden: der Schöcklkopf mit einem stattlichen Kultbau, der Sattelbereich zwischen Ostplateau und -gipfel nahe dem Sendemast der Landeswarnzentrale mit einem Weiheplatz rund um einen 4,60 m tiefen Karstschacht, sowie der von der heutigen Forststraße durchzogene Südwesthang, über den der in Serpentinen angelegte Aufweg zum Heiligtum verläuft.
Am Ostplateau hingegen deuten Keramik und Geräte, wie Werkzeuge oder Weideglocken, auf profan genutzte Bereiche hin. Vermutlich befand sich neben einem Areal zur Kalk- und Holzgewinnung im Randbereich des Heiligtums eine Almwirtschaft, nicht zuletzt um das Gelände vegetationsfrei zu halten. Es ist gut möglich, dass es dort die Möglichkeit gab, bei Schlechtwettereinbruch in einer Schutzhütte auszuharren, denn Hinweise auf Gebäude finden sich dort ebenfalls.
Wesentlich für die Errichtung des Heiligtums auf dem Schöckl dürften die charakteristischen Karstphänomene gewesen sein. Es ist kein Zufall, dass die antiken Wege zum Ostgipfel an Karstklüften vorbeiführten und antike Opferplätze direkt vor tiefen Schächten angelegt wurden. Ein solcher Weiheplatz vor einem Karstschacht befand sich im Sattel westlich des Schöcklkopfes; der Kultbau am Ostgipfel war auf das Große Wetterloch (Schöcklloch) am Nordabhang des Berges ausgerichtet.
Das bekannte, 70 Meter tiefe Große Wetterloch war seit jeher mit einem physisch wahrnehmbaren Phänomen verbunden; noch heute steigen bei Schlechtwetter Nebelschwaden auf. Naturerscheinungen wie diese besaßen gerade in der Antike eine starke Anziehungskraft, da sie wie z. B. auch Blitze oder Donner als unmittelbares Wirken von Gottheiten empfunden wurden.
Die ältesten römischen Funde vom Schöckl stammen aus dem 1. Jh. n. Chr. Spuren der Latènezeit fehlen bislang völlig. Eine wesentliche Rolle für die zeitliche Einordnung der Heiligtumsbefunde übernehmen die 184 teils prägefrischen Fundmünzen. Für die Zeit der Kaiser Aurelianus (270–275 n. Chr.) bis Konstantin d. G. (306-337n. Chr.) kann eine Phase verstärkter Aktivitäten für den Ostgipfel und den Karstschacht im Sattel erschlossen werden. Demgegenüber steht das Münzspektrum der westlich davon gelegenen Profan-und Infrastrukturbereiche, das nur bis zu Philippus Arabs (244,249 n. Chr.) reicht.
Berichte zu Prospektionen und Grabungen
Abriss zur Forschungsgeschichte
Ab 1984
Es werden immer wieder einzelne römerzeitliche Funde vom Schöckl bekannt, darunter Münzen, die für Verluste von Hirten gehalten werden
November 2014
Eine umfangreiche Fundmeldung eines Scherbensammlers löst das Engagement der Grazer Uni-Archäologie aus.
Frühjahr 2015
Eine erste nur dreitägige Feldaktion findet in Form einer metallsondenunterstützten, systematischen Fundaufsammlung statt. Der Fund eines figuralen Bleivotivs lässt bereits an ein Heiligtum denken.
Mai 2016
In einer ersten, nur einwöchigen Probegrabung am Südwesthang wird eine auffällige Struktur untersucht, die sich als antike Löschkalkgrube erweist. Darunter können erstmals ungestörte römerzeitliche Kulturschichten festgestellt werden.
Mai 2017
Eine vom Bundesdenkmalamt empfohlene, in Zusammenarbeit mit der Montanuniversität Leoben durchgeführte Georadar-Untersuchung am Südwesthang erbringt keine eindeutig interpretierbaren Strukturen.
Sommer 2017
Im Sattel vor einem Karstschacht wird der Teil eines antiken Weiheplatzes ergraben. Am Ostgipfel kommt erstmals eine römische Mauer ans Tageslicht: Ein Kultbau, wie sich bald herausstellt.
2018 – 2020
Mehrere kleinflächige Grabungen am Ostgipfel decken etappenweise die schlecht erhaltenen Mauerreste des 11 × 10 m großen spätrömischen Kultbaus auf, der eine ältere Altarbasis einhaust.
Durch weitere, diesmal ein noch größeres Gebiet umfassende Fundaufsammlungen wird die Ausdehnung der römischen Aktivitäts- und Siedlungszone (etwa 2 ha) klar.
September 2021
Der antike Weiheplatz im Sattel westlich unterhalb des Ostgipfels wird nun vollständig ergraben. Erstmals tauchen Goldfunde und Fragmente von Marmorstatuen auf. Der Karstschacht wird ausgeräumt, erweist sich allerdings als bereits im Hochmittelalter vollständig beraubt.
Juli 2023
Ein Teil der von Südwesten im Zickzack Richtung Ostgipfel führenden, aufwändig gebauten römischen Wegtrasse wird freigelegt.